Selbstfahrende Fahrzeuge: Vielfalt und Erfahrungen Das «autonome Fahrzeug» wird in den Medien vielversprechend aufgegriffen. Die öffentliche Debatte dreht sich jedoch primär um die Entwicklungen rund um das Google-Auto – die Projekte der Europäischen Union, insbesondere die Anwendungen im öffentlichen Verkehr, finden kaum Beachtung. Dieser Artikel zeigt die Vielfalt automatischer Fahrzeuge und deren Automatisierungsgrad auf. Erfahrungen basieren unter anderem auf Einsätzen von automatischen Fahrzeugen im urbanen Umfeld bzw. aus Versuchsfahrten und Probe betrieben. Berichten die Massen- medien über «automati- sche Fahrzeuge», stellen sie das Google-Auto und allenfalls die etablier- ten Autohersteller (u. a. Mercedes, BMW, VW, Volvo) in den Vordergrund. Dass die EU mit Projekten wie zum Beispiel CityMobil2 auch Projekte mit möglichen An- wendungen des automatischen Fahrzeugs im öffentlichen Verkehr fördert, ist den wenigsten bekannt. Daten-Wettbewerb zwischen Google und europäischen Herstellern In den Medien wird generell der Eindruck vermittelt, dass zwi- schen den Fahrzeugherstellern und den amerikanischen IT- Firmen unterschiedliche Strategien und technische Ansätze verfolgt werden. Google scheint nicht direkt an der Herstellung und dem Vertrieb von automatischen Fahrzeugen interessiert DE zu sein. Vielmehr zielt das unternehmerische Interesse auf die Daten als Spiegel der Fahrzeug- nutzer: Wo fahre ich hin? An welchen Orten halte ich? Wann nutze ich das Fahrzeug? Google fokussiert auf die «Kolonialisierung» (ökonomische Beherrschung) der Kunden, um mehr Daten über sie spei- chern und nutzen zu können. Die europäischen Autoherstel- ler hingegen scheinen den Datenschutz als strategischen Ansatz zu respektieren. Sie verfolgen primär das Ziel, Fahr- zeuge zu verkaufen und betreiben dafür Kundenbindung – über das Design, die Identifikation, den Spass am Fahren, die Emotionen und die Individualität. Vielfältiger Automatisierungsgrad Folge dieser unterschiedlichen Strategien sind verschiedene technische Ansätze: Die europäischen Autohersteller wen- den ihre bisherige Strategie einer schrittweisen Entwicklung auch auf dem Weg zum vollautomatischen Fahrzeug an – gewissermassen bottom-up. Auch das automatische Fahr- zeug umfasst weiterhin Steuerrad, Gas- und Bremspedal etc. Google dagegen sucht mit dem Prototyp einen Top-down Ansatz und zielt von Beginn weg auf das vollautomatische Fahrzeug ohne Steuerrad und spricht dabei von «autonom». Angesichts dieser Facetten ist folgende Unterscheidung hilf- reich: • Ein «vollautomatisches Fahrzeug mit Steuerrad» fährt mindestens zeitweise, für einzelne Fahrten oder Reise etappen allein, also ohne menschliche Unterstützung. Der Fahrer oder die Fahrerin kann aber bei Bedarf ein- greifen. • Ein «vollautomatisches Fahrzeug ohne Steuerrad» fährt immer automatisch ohne menschliches Eingreifen. • Unter «automatischem Fahren» wird ein Fahrmodus verstanden, der ohne Eingriffe eines verantwortlichen Lenkers erfolgt. Das entsprechende Fahrzeug verkehrt (mindestens zeitweise) vollautomatisch. In einem «voll- automatisches Fahrzeug mit Steuerrad» bestimmt die VON LORENZ RAYMANN Ernst Basler + Partner, Zürich VON SIMONE FEIGL Ernst Basler + Partner, Zürich its-ch informiert regelmässig über ITS-Schwerpunkte Intelligente Transportsysteme (ITS) sollen helfen, den Gesamtver- kehr effizienter zu bewältigen. Der Verein its-ch will ITS in der Schweiz fördern. Zu diesem Zweck beobachtet er die Entwicklun- gen in diesem Bereich in fünf ausgewählten Schwerpunktthemen und fasst seine Erkenntnisse in Berichten zusammen. its-ch nous informe régulièrement sur les priorités des STI Les systèmes de transport intelligents STI doivent contribuer à maîtriser plus efficacement le trafic global. L’organisation its-ch entend promouvoir les STI en Suisse. Elle observe à cet effet les évolutions du domaine dans cinq thèmes prioritaires et résume ses conclusions dans des rapports. FACHARTIKEL ARTICLES TECHNIQUES 22 STRASSE UND VERKEHR NR. 1-2, JANUAR-FEBRUAR 2016 ROUTE ET TRAFIC N o 1-2, JANVIER-FÉVRIER 2016