DE Fahrerlose Fahrzeuge stellen die Mobilität auf den Kopf Neueinsteiger aus der IT-Branche wollen fahrerlose Fahrzeuge bis 2020 auf den Markt brin- gen. Die Technik dazu wird das kleinste Problem sein, wohl aber viele andere offene Fragen: Wie funktionieren fahrerlose Fahrzeuge im Mischverkehr? Welche Regeln gelten? Wer ist verantwortlich? Wie werden die anfallenden Daten gehandhabt? Wird fahrerloses Fahren mit Car Sharing verbunden, so krempelt sich das bestehende Verkehrswesen radikal um: der Fahrzeugpark wird massiv kleiner, der motorisierte Individualverkehr verschmilzt mit dem öffentlichen Verkehr, und trotzdem soll die gesamte Mobilität nicht überborden. Deshalb wird eine enge Koordination der verschiedenen Verkehrsträger in Zukunft immer wichtiger. Die Medien behandeln vermehrt das Thema «Fahrerlose Fahrzeuge» unter Stichwör- tern wie «Autonomes Fahren» oder «Selbst- fahrendes Fahrzeug» – etwa im Dezember 2014 mit Artikeln über die neue Version des Google Cars und im Januar 2015 über das Forschungsfahrzeug F015 von Daim- ler. Interessant ist, dass derartige Neuigkeiten an Elektronik- messen präsentiert werden, davon aber beispielsweise am Autosalon in Genf praktisch nichts zu sehen ist. Daten, Daten und nochmals Daten Fahrerlose Fahrzeuge müssen sich in der bestehenden Um- gebung zurechtfinden können. Umbauten an der vorhande- nen Strasseninfrastruktur kommen für die meisten Strassen- betreiber nicht infrage – weil sie zumeist sehr aufwendig wären. Damit fahrerlose Fahrzeuge sich orientieren können, ist als Erstes hochgenaues Kartenmaterial nötig. Dieses steht aber nicht immer zur Verfügung und wird immer kleine Fehler enthalten. Zudem än- dert sich die Situation auf und um Strassen laufend: Markierungen verblassen, Büsche wachsen oder Bauarbeiten werden vorge- nommen. Die Sensoren eines Fahrzeuges müssen Abweichungen erkennen. Zu diesen quasistatischen Daten der Umgebung kommen die dynamischen des umgebenden Verkehrs – und dieser besteht auch aus nicht-fahrerlosen Fahrzeugen, Fahrrädern oder Fussgängern. Standardsituationen sollen statistisch erfasst werden, sodass beispielsweise bessere Verkehrsprognosen möglich sind. Noch wichtiger ist, ausserordentliche Ereig- nisse wie ungewöhnliches Wetter oder verlorene Ladung zu erfassen. Stehen beide Datenarten in einer Datenbank allen Fahrzeu- gen zur Verfügung, so wird die Sicherheit auf den Strassen erhöht. Strassenbetreiber können mit diesen Daten frühzeitig Probleme erkennen und effizienter planen. Zudem können alle fahrerlosen Fahrzeuge anhand dieser Daten für alle Arten von Ereignissen trainiert werden. Fahrzeuge als Supersensoren Mit fahrerlosen Fahrzeugen als Supersensoren werden dem- nach verschiedenste Daten in grosser Menge erfasst. Die Fahrzeughersteller reklamieren sie für sich, unabhängige Experten bestreiten dies. Wie derartige Datensammlungen unter dem bestehenden Datenschutzrecht organisiert werden sollen, ist noch unklar. Allenfalls sind gar Anpassungen des Rechts nötig. Im Weiteren muss gewährleistet sein, dass Da- ten nicht gefälscht werden, deren Herkunft also klar ist, und dass Daten sicher aufbewahrt werden. Zum Austausch dieser Daten sind Kommunikationsmittel nötig. Um Karten aufzuda- tieren und Erfahrungen auszutauschen, sind leistungsfähige Mobilfunktechnologien nötig. Wie sie benutzt werden, muss mit den Mobilfunknetzbetreibern abgesprochen werden. Damit sich der Strassenverkehr international vergleichbar verhält, wurde u.a. die Wiener Strassenverkehrskonvention geschaffen. Laut ihr muss der Fahrer jederzeit sein Fahrzeug FR VON MARKUS RIEDERER Dipl. Ing ETH Verkehrsmanagement ASTRA, Bern its-ch informiert regelmässig über ITS-Schwerpunkte Intelligente Transportsysteme (ITS) sollen helfen, den Gesamtverkehr effizienter zu bewältigen. Der Verein its-ch will ITS in der Schweiz fördern. Zu diesem Zweck beobachtet er die Entwicklungen in diesem Bereich in fünf ausgewählten Schwerpunktthemen und fasst seine Erkenntnisse in Berichten zusammen. its-ch nous informe régulièrement sur les priorités des STI Les systèmes de transport intelligents STI doivent con- tribuer à maîtriser plus efficacement le trafic global. L’organisation its-ch entend promouvoir les STI en Suisse. Elle observe à cet effet les évolutions du do- maine dans cinq thèmes prioritaires et résume ses conclusions dans des rapports. FACHARTIKEL | ARTICLES TECHNIQUES28 STRASSEUNDVERKEHRNR.7-8,JULI/AUGUST2015 ROUTEETTRAFICNo 7-8,JUILLET/AOÛT2015 VSS_SV_7_8_2015.pdf 28VSS_SV_7_8_2015.pdf 28 17.07.15 10:4417.07.15 10:44 VSS_SV_7_8_2015.pdf 28VSS_SV_7_8_2015.pdf 2817.07.1510:4417.07.1510:44