STRASSENBELAG Fazit, Diskussion und Ausblick Die vergleichende Ökobilanz für die beiden Radwege zeigt auf, dass sich aus ökologischer Sicht der Ein- satz von Kaltmischfundationen AFK in Tragschich- ten von Radwegen nicht lohnt. Der Einsatz von AFK führt heute zu einer erhöhten Schichtdicke und einer breiteren Fahrbahn. Der resultierende Mehrbedarf an Material überkompensiert den ökologisch positiven Effekt in der Herstellung des AFK. Dazu kommt, dass die Herstellung des AFK-Mischguts nur wenig besser abschneidet als die Herstellung des AC T-Mischguts. Bei der Herstellung dominieren die Umweltbelastun- gen der Prozess-Vorkette durch die Gewinnung der Primärrohstoffe. Hier schneidet das AFK-Mischgut re- lativ schlecht ab, da es nicht nur mehr Bitumen benö- tigt, sondern auch noch ein hydraulisches Binde mit- tel dazugegeben werden muss mit hohen spezifischen CO2-Emissionen in seiner Herstellung. Damit wird eine interessante Option für eine ver- mehrte Verwendung von Asphaltgranulat in Frage ge- stellt. Wäre es nicht angesichts der wachsenden Berge von nicht-verwendbaren Asphaltgranulat gerechtfer- tigt, diesen ökologischen «Malus» eines Einsatzes in der Kaltmischfundation in Kauf zu nehmen? Die Öko- bilanzstudie der OST geht auch dieser Frage nach und schätzt die ökologischen Vorteile einer vermiedenen Deponierung des Ausbruchasphalts ab – im Sinne einer «Gutschrift» für den Einsatz von Asphaltgranu- lat in der Kaltmischfundation. Doch auch diese Erwei- terung bringt für den AFK nur geringe Vorteile. Auf die Publikation dieser zusätzlichen Abschätzung wird verzichtet, da die Vergabe von ökologischen Gutschrif- ten unter Ökobilanzexperten sehr kritisch diskutiert wird (aufgrund des Risikos von Mehrfachzählungen und intransparenter Darstellung von Ökobilanz-Ergeb- nissen). Aus der Perspektive der Nachhaltigkeit ist es ausserdem fragwürdig, den Oberbau eines Verkehrs- wegs als Alternative zur Deponierung von Abfällen einzusetzen – zumal das Material am Ende des Lebens- zyklus wieder dem Materialkreislauf zugeführt wird. 8 | Walzen des frischverlegten AFK-Belags beim Radweg 1 (Foto: Tiefbauamt Kanton Zürich). Alternativen suchen Aus ökologischer Sicht wünschenswert wäre es, al- ternativ den Einsatz von Asphaltgranulat (Recycling- anteil) bei der Herstellung von Deck-, Binder- und Tragschichten in der herkömmlichen Asphaltbeton- bauweise über die aktuell gültige Norm hinaus zu erhöhen. Das Tiefbauamt (TBA) hat deshalb im Rah- men der Austausch- und Innovationsplattform «Kies für Generationen» (www.kiesfuergenerationen.ch) massgeblich an der Erarbeitung der Best Practice Guideline «Wiederverwendung Ausbauasphalt und Einsatz Niedertemperaturasphalt» mitgearbeitet. Diese empfiehlt eine Erhöhung der Recyclinganteile gegenüber der Norm. Das TBA wird bei seinen Aus- schreibungen künftig Mindestanteile an Ausbau- asphalt verlangen. Quellen [1] M. Gauch, C. Matasci, I. Hincapié, R. Hörler und H. Böni, «Material- und Energieressourcen sowie Umweltauswirkungen der baulichen Infra- struktur der Schweiz – im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt BAFU», EMPA, Dübendorf, 2016. [2] S. Kytzia und T. Pohl, «LCA MOAG Uznach Grynau – Ökobilanz der Herstellung von Asphaltbelägen», MOAG Baustoffe Holding AG, Mörschwil, 2016. [3] T. Pohl, «RC-Plus Küsnacht ZH «Ökobilanz von Asphaltbelägen mit erhöhten Recyclinganteilen – Berichtteil Ökobilanz», VIATEC Institut für Bau- stofftechnologie, Winterthur, 2020. [4] IPCC 2013, «Climate Change 2013: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group + to the Fifth Assessment Report of the Intergeo- vernmental Panel on Climate Change», Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom an New York USA, 2013. Intergovernmental Panel on Climate Change, «Climate Change 2007: Synthesis Report», Valencia, 2007. I. 14040, «Environmental management – Life cycle assessment – Requirements and guidelines», ISO, Geneva, 2006. I. 14044, «Environmental management – Life cycle assessment – Requirements and guidelines», ISO, Geneva, 2006. [5] [6] [7] [8] R. Frischknecht und S. Büsser Knöpfel, «Ökofaktoren Schweiz 2013 gemäss der Methode der ökologischen Knappheit – Methodische Grundlagen und Anwendung auf die Schweiz», Bundesamt für Umwelt BAFU, Bern, 2013. [9] P. Bodmer, «RC-Plus Küsnacht – Grosstechnische Realisierung einer Teststrecke in der Gemeinde Küsnacht ZH bei der Mischgut mit erhöhten Asphaltgranulat-Zugaberaten sowohl in der Deck- als auch in der Binderschicht», Gemeinde Küsnacht, Küsnacht ZH, 2019. [10] ecoinvent, «ecoinvent 2019: Version 3.6 Swiss Life Cycle Inventories», ecoinvent, 2019. [11] P. Sustainability, «Herausgeber der Ökobilanzsoftware SimaPro», PRé Sustainability, Amersfoort Netherlands, 2020. 30 STRASSE UND VERKEHR | ROUTE ET TRAFIC NO 5 | 2021