Defizite ohne zusätzliche Betrachtung von weiteren Kennzah- len eher unentdeckt bleiben. Aus diesem Grund wurde der mittlere Zustand als bisherige Zielvorgabe durch den prozen- tualen Anteil der Abschnitte im Zustand 4–5 abgelöst. Im Folgenden werden beispielhaft drei Budgetszenarien nach ausgeführtem Unterhaltsprogramm 2016–2019 anhand der Zustandsentwicklung der Urner Strassen über 20 Jahre ver- glichen. Anschaulich zeigt dies Abbildung 8 mit der Entwick- lung der Zielgrösse Zustand 4–5, dem mittleren Netzzustand und den kumulierten, diskontierten Kosten. Als Basisszenario wurde das derzeit vorhandene Globalbudget von 8,6 Millionen Franken gewählt, bei dem ca. 4 Millionen Franken für die Erhaltung der Strassen Verwendung finden. Hier zeigt sich, dass der mittlere Zustand um eine halbe Note absinkt, der prozentuale Anteil mit Abschnitten im Zustand 4–5 aber von derzeit 20 % auf ca. 55 % netzweit ansteigt. Das zweite Szenario führt mit total 14 Millionen Franken (ca. 7,16 Millionen für die Erhaltung der Strassen) nach 20 Jahren zum mittleren Zustandsniveau von 2018 zurück. Der Anteil mit Zustand 4–5 jedoch wird nach 20 Jahren immer noch um etwa 40 % liegen. Das dritte Szenario mit 17,7 Millionen Franken (ca. 11,5 Milli- onen für die Erhaltung der Strassen) wird den mittleren Netz- zustand von derzeit 2.2 auf ca. 1.3 in 20 Jahren senken. Es hat aber vor allem das Potenzial nach 20 Jahren den prozentualen Anteil der Abschnitte im Zustand 4–5 wieder auf den Wert von 2018 mit 20 % zu bringen. Für die Entscheidungsfindung in Bezug auf die Zielgrössen in der Strategie Strasse muss nun abgewogen werden, wel- che Zielsetzung auch finanziell umsetzbar ist. Grundlegend hat die Analyse dazu geführt, dass eine breite Mehrheit der politischen Entscheidungsträger das derzeitige Budget in Be- zug auf die netzweiten Auswirkungen für nicht ausreichend hält. Aufgrund der beschränkten finanziellen Mittel wurde das Szenario 3 für nicht durchsetzbar eingeschätzt. Auch dem Szenario 2 konnte nicht voll zugestimmt werden. Aus diesem Grund wurde schlussendlich durch den Regierungsrat ein re- duziertes Szenario 2 für die Umsetzung vorgeschlagen. Bei den zuletzt genehmigten finanziellen Rahmenbedingungen kann durch das Szenario der Anteil der Abschnitte im Zustand 4–5 auf ca. 50 % netzweit beschränkt und somit ein weiteres Ansteigen verhindert werden. Diese messbare Zielgrösse wird nach der Vernehmlassung und dem Regierungsratsbeschluss in die Strategie Strasse als überprüfbare Kennzahl aufgenom- men und dient im Anschluss neben anderen der Strategie- validierung. Ausblick Nach der Entwicklung der neuen Strategie Strasse wird es nun wichtig, in den nächsten Schritten deren konsequente Umsetzung und Integration in die Verwaltungsprozesse des Kantons voranzutreiben. Dieser Prozess wird mit unterschied- lichen Analysen wirksam unterstützt. Hierbei ist infFaros Uri mit seinen Auswertungen und Simulationen sowie Berichts- funktionen eine Schlüsselapplikation. Zukünftig ist geplant, neben den Erhaltungs- und Finanz- bedarfsplänen einen umfassenden jährlichen standardisier- ten Netzzustandsbericht und im Zweijahres-Rhythmus einen Bericht zur Strategieüberprüfung mit standardisierten Aus- wertungen auf der Grundlage von aktuellen Daten zu ent- wickeln und regelmässig auch als Controlling-Werkzeug im Entscheidungsprozess einzusetzen. Referenzen [1] Flury, S. Erhaltungsmanagement Kanton Uri: Strategie Strasse – Inspek- tion – Erhaltungsmanagement. KIKI – Konferenz der Kantonsingenieure Innerschweiz. 2018 (nicht veröffentlicht). [2] Kanton Uri Strassengesetz. StrG. 2013. [3] ISO 55000:2014 (2014) Asset management – Overview, principles and termi- nology. ISO, Genf. [4] Kanton Uri (2014) Controlling Bericht zur Strategie Strasse 2009, Finanz- department Kanton Uri. Altdorf 2014. 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